Editorial

Tipp 124:
Schluss mit der Zettelwirtschaft - Literaturverwaltungsprogramm Zotero

Die Verwaltung von Literatur mit kommerziellen Programmen frisst Zeit und Geld. Um ersteres kommen Sie auch mit dem freien Literaturmanager Zotero nicht herum. Aber Sie können zumindest eine Menge Geld sparen.

Das Hamstern und Archivieren von Literatur, Daten und Manuals nimmt einen beträchtlichen Teil des Forscherlebens in Anspruch. Die gelesene Literatur legt der Forscher meist im PDF-Format ab und ordnet sie auf dem PC in immer umfangreicher und komplizierter werdenden Verzeichnissen und Ordnern. Wer Publikationen, Diplom- oder Doktorarbeiten verfasst, muss die gesammelte Literatur nicht nur lesen und ordnen, sondern auch nach allen Regeln der Kunst zitieren. Hier spaltet sich die Forschergemeinde in das Reference Manager- und das Endnote-Lager sowie in diejenigen, die ein Referenzarchiv auf Karteikärtchen pflegen (auch die soll es noch geben). Für die erstgenannten, softwaregestützten Varianten muss man erst einmal tief in die Tasche greifen. Karteikärtchen haben einen wundervoll altmodischen Charme. Mit ihnen einen Review mit 600 Referenzen verfassen zu müssen, dürfte aber die meisten an den Rand des Wahnsinns oder darüber hinaus treiben.

Mit Hilfe einer USB-Festplatte lässt sich eine mobile Softwarelösung, die viele dieser Notwendigkeiten vereinfacht, schnell und einfach erstellen. Einmal eingerichtet, kann man damit von jedem verfügbaren (Windows-)rechner aus auf den eigenen Bibliotheksbestand zugreifen und Literaturkonforme Zitate erzeugen.

Zunächst müssen Sie einen geeigneten Datenträger auswählen. Zur Installation des "mobilen Arbeitszimmers" empfiehlt sich eine mobile Festplatte. Zwar erscheinen USB- Sticks auf den ersten Blick komfortabler. Da auf dem Datenträger jedoch Programme laufen, hat dies zur Folge, dass ständig Schreib- und Lesevorgänge ausgeführt werden. Diese limitieren die Lebenserwartung eines USB-Sticks und können langfristig zu Datenverlust führen. Diese Gefahr ist bei Festplatten deutlich geringer.

Zur Installation einer portablen Version des Internetbrowsers Firefox (http://portableapps.com/apps/internet/firefox_portable) müssen Sie das Setupfile downloaden, ausführen und Firefox Portable auf einem Datenträger installieren. Anschließend können Sie ihn aus dem gewählten Verzeichnis heraus starten. Als Alternative hierzu bietet sich die PortableApps-Suite an (http://portableapps.com/). Diese ist eine Software-Zusammenstellung, die man von einem mobilen Speichermedium aus ohne Installation starten kann. Die Suite ist in eine feste Verzeichnisstruktur eingebunden, die der Rechner bei der Installation auf dem mobilen Datenträger erzeugt. Das PortableApps-Installationspaket kann man kostenlos von der Homepage herunterladen. Wenn Sie den Datenträger an einen Windows-PC anschließen, können Sie die Applikation "StartPortableApps" (im Root-Verzeichnis des Datenträgers) entweder manuell oder automatisch ausführen. In der Taskleiste erscheint dann ein zusätzliches Icon.

Trick 124a

Installation von Zotero.



Trick 124b

Einspeisen eines ausgewählten Artikels in die Zotero Datenbank.


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Durch einmaliges Klicken ruft man ein Startmenü auf, mit dem sich sämtliche auf dem Datenträger installierten mobilen Applikationen starten lassen. Zu der Softwaresuite gehören unter anderem das freie Office-Paket "OpenOffice", der Mailclient "Thunderbird" und eine mobile Version des Browsers "Firefox". Zusätzliche Applikationen lassen sich installieren, indem man die Anwendungsverzeichnisse einfach in den Ordner "PortableApps" hineinkopiert beziehungweise heraus löscht. Das funktioniert zum Beispiel mit den Programmen "BioEdit" (Sequenzbearbeitung) und "ImageJ" (wissenschaftliche Bildverarbeitung) oder mit einer portablen Version der Internettelefonie-Software Skype (http://www.office-center-epj.de/portable/index.html)

Damit hat man schon einen großen Schritt hin zu einem "mobilen Arbeitsplatz" getan. Thunderbird und Firefox lassen sich nach Belieben erweitern. Alle Daten inklusive der abgerufenen Mails werden lokal auf dem mobilen Datenträger gespeichert. Die Verwendung von OpenOffice ist Geschmackssache.


Zotero ist ein sehr einfach zu benutzendes Firefox-Plugin, mit dem man während der Literatursuche, zum Beispiel in PubMed, einen Artikel durch einen einfachen Klick in die eigene Literaturdatenbank befördern kann. Zusätzlich lassen sich auch die entsprechenden PDFs oder HTML-Volltexte in diese Struktur einfügen. Kombiniert mit dem mobilen Firefox ist dies eine sehr praktische Lösung für eine Westentaschenbibliothek mit vollwertiger Bibliographie- und Zitierfunktion. Für die Installation startet man den Browser Firefox vom mobilen Datenträger aus und fügt den Link http://www.zotero.org/ zur Zotero-Homepage ein. Wenn Sie den Downloadbutton anklicken, wird das Plugin installiert. Anschließend findet man in der Fußzeile des Browsers ein Zotero-Feld. Klickt man dieses an, öffnen sich die Bedienelemente von Zotero und der noch leere Strukturbaum der Literaturdatenbank erscheint.

Jetzt kann die Literatursuche beginnen. Hat man den Abstract eines Papers geöffnet, erscheint in der Adressleiste ein zusätzliches Symbol. Ein Klick darauf und schon ist der Artikel in die Datenbank eingespeist. Das dazugehörige PDF kann man zum Beispiel auf dem Desktop speichern und in die Verzeichnisstruktur im Zotero-Fenster "ziehen". Dort wird es in der Zotero-eigenen Verzeichnisstruktur auf dem mobilen Datenträger abgespeichert. Das Dokument lässt sich durch Doppelklick auch innerhalb des Verzeichnisbaumes öffnen und wird dann ins obere Browserfenster geladen. Auf diese Weise füllt sich die mobile, wohlstrukturierte Westentaschenbibliothek schnell. Zotero kann jedoch noch mehr. Nach der Installation eines entsprechenden Plugins für Word oder OpenOffice kann man genauso komfortabel wie mit anderen etablierten Programmen, Referenzen in Texte einfügen. Die passenden Zitationsformate lassen sich nach Bedarf von der Homepage des Projekts herunterladen.

Trick 124c

Bedienelemente von Zotero und der noch leere Strukturbaum der Literaturdatenbank.



Trick 124d

Abspeichern eines Papers im PDF-Format.



Die Zotero-Entwickler sitzen im Center for History and New Media der George Mason University, Virginia. Förderer und Geldgeber des Projektes sind das United States Institute of Museum and Library Services, sowie die Andrew W. Mellon und die Alfred P. Sloan Foundation. Es ist also fest damit zu rechnen, dass Zotero noch auf lange Zeit weiter gepflegt und verbessert wird. Eine umfassende Dokumentation finden Sie auf der Zotero-Homepage (http://www.zotero.org/).

KOSTJA RENKO
(Charité - Universitätsmedizin Berlin (CCM)
Institut für Experimentelle Endokrinologie)


Letzte Änderungen: 26.07.2008