Editorial

Jena und die Schweiz

Zitationsvergleich 1999 bis 2001: Tier- & Pflanzenökologie
von Ralf Neumann, Laborjournal 10/2004


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Pflanzenforscher dominieren den Vergleich. Meeres- und Gewässerökologen halten halbwegs mit. (Land-)Tierökologen dagegen kaum.

Der Titel sagt es bereits: Forscherinnen und Forscher, die sich ausgewiesenermaßen auf dem gerade sehr trendigen Feld der mikrobiellen Ökologie bewegen, haben wir aus dem Zitationsvergleich herausgelassen. Zum einen würden sie den Vergleich überproportional dominieren. Zum anderen taten sie dies bereits im Vergleich "Mikrobiologie" aus Heft 5/2001 - und werden dies wohl bald wieder tun, wenn diese Mitte nächsten Jahres wieder ansteht.

Dennoch blieb die Eingrenzung nicht immer einfach; fließend waren etwa die Übergänge zu einigen Toxikologen, Umweltchemikern, Geowissenschaftlern sowie Klima- und Atmosphärenforschern.


Top-Tema Kohlenstoff

Besonders auffallend wird dies etwa bei Arbeiten zu globalen Kohlenstoffkreisläufen oder -gleichgewichten, bei denen naturgemäß stark interdisziplinär gearbeitet wird. Prominentes Beispiel ist die am zweithäufigsten zitierte Publikation unserer Liste, auf dessen Autorenliste die beiden Jenaer "Biogeochemiker" Ernst-Detlef Schulze und Corinna Rebmann firmieren, ebenso wie Andreas Ibrom und Kai Morgenstern, "Bioklimatologen" am Göttinger Institut für Forstwissenschaften und Waldökologie.

Ernst-Detlef Schulze, der 1999 vom Lehrstuhl Pflanzenökologie der Universität Bayreuth als Direktor an das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena wechselte, erreichte zudem mit seinen Veröffentlichungen der Jahre 1999 bis 2001 die meisten Zitierungen des Vergleichs. Einen gehörigen Teil davon verdankt er großangelegten Multi-Autorenstudien zur Kohlenstoffproduktion, wie sie für die globale Ökosystemforschung wohl unabdingbar sind.


Top-Tema Kommunikation

Überhaupt Jena. Mit den zwei Max-Planck-Instituten für Biogeochemie und für chemische Ökologie entstand hier in den letzten Jahren ein echter "Melting Pot" moderner ökologischer Forschung, der sich auch in unserem Zitationsvergleich angemessen widerspiegelt: Gleich 15 Forscher der Top 50 arbeiteten zumindest einen Teil des Bewertungszeitraums an einem der beiden erwähnten MPIs.

Zudem ist mit dem MPI für chemische Ökologie ein weiteres Top-Thema der ökologischen Forschung festgemacht: die chemische Kommunikation zwischen und innerhalb von Organismengruppen sowie den daraus resultierenden Veränderungen von Organismen und Ökosystemen. Die vier Direktoren des Instituts, die ausnahmslos an pflanzlichen Systemen forschen, platzierten sich mit ihren entsprechenden Veröffentlichungen allesamt im Vorderfeld des Vergleichs: Ian Bladwin auf Platz 3, Thomas Mitchell-Olds auf Platz 4, Wilhelm Boland auf Platz 6 und Jonathan Gershenzon auf Platz 13.

Zwischen die Jenaer Phalanx schoben sich bis hinunter zu Platz 16 ausschließlich Forscher, die an Schweizer Instituten arbeiten. Allen voran der Leiter des Instituts für Umweltwissenschaften an der ETH Zürich, Bernhard Schmid (2.), sowie Christian Körner (6.) vom Botanischen Institut der Uni Basel. Insgesamt schafften es 14 Forscher aus Schweizer Instituten unter die Top 50.

Doch noch ein weiteres zitierstarkes Thema neben Kohlenstoffkreisläufen und chemischer Ökologie kristallisiert sich beim genauen Blick in die Liste heraus: Meeres- und Gewässerökologie. Und weil das so ist, treffen wir natürlich auf einige "alte Bekannte" aus dem Zitationsvergleich "Meeres- und Frischwasserbiologie" vom Anfang diesen Jahres. Am höchsten platzierten sich von diesen die beiden Flussökologen James Ward (8.) und Klement Tockner (10.) von der Abteilung für Limnologie an der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) in Dübendorf. Insgesamt konnten sich 16 "Wasser-Ökologen" unter die Top 50 schieben.


Top-Thema Gewässer

Bei dieser Dominanz von Pflanzen- und Gewässerforschern - wo bleiben die terrestrischen Tierforscher? Meistzitierter ist der Hummelspezialist Paul Schmidt-Hempel von der ETH Zürich auf Platz 9. Doch dann kommen nicht mehr viele: Lediglich der Würzburger Karl Eduard Linsenmair auf Platz 22 und der Bayreuther Klaus Hoffmann auf Platz 40 sind noch "echte" Tierökologen. Dabei gibt es an den vielen Zoologischen Instituten doch sicher einige Ökologen. Nur scheinen die nicht wirklich "zitierstark" zu publizieren.









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Letzte Änderungen: 04.02.2005