In dem gut zwei Jahre alten Online-Journal publizieren Wissenschaftler ihre Methoden als Video zusammen mit einem schriftlichen Protokoll. Die Durchführung wird verbildlicht und der Leser hat alle Details auch schriftlich.
JoVE ist ohne Abonnement zugänglich, erlaubt Kommentare und Diskussionen zu den einzelnen Beiträgen und verbessert sowohl Transparenz als auch Reproduzierbarkeit biomedizinischer Methoden.
JoVE ist als einzige solche Publikationsform in PubMed gelistet (als
J. Vis. Exp.).
JoVE hat bislang über 270 Video-Protokolle publiziert, die im Durchschnitt von ca. 3.000 Nutzern pro Tag etwa 300.000 Mal im Monat aufgerufen werden - Tendenz steigend. Unter den deutschen Autoren finden sich Namen wie Wolf Singer, Joachim Hauber, Frank Buchholz und Rudolf Jänisch.
Wie publiziert man in
JoVE? Promovierte Angestellte von
JoVE erstellen mit den von den Wissenschaftlern gelieferten, schriftlichen Protokollen ein Drehbuch für ein professionelles Kamerateam. Das nimmt dann vor Ort das Experiment auf. Um einen einheitlich hohen Standard zu gewährleisten wird das Filmmaterial anschließend in Boston gesammelt und die endgültige Videopublikation produziert. Diese Qualität gibt es nicht umsonst. Für ein Video fallen Kosten etwa in der Höhe einer üblichen, hochrangigen Open Access Publikation an. Nicht alle Autoren können diese Kosten aufbringen. Daher bemüht sich
JoVE industrielle Partner und Verlagshäuser als Kooperationspartner zu gewinnen. Mit ihrer Hilfe will man die Preise niedrig und flexibel gestalten.
Oft verbrät ein Doktorand sein erstes Jahr dafür, publizierte Methoden zu reproduzieren. Video-Instruktionen verkürzen diese Anlaufzeit. Dies auch deswegen, weil man Fragen, die sich aus Video und Protokoll ergeben, direkt am Video stellen und über das
JoVE Commenting System vom Autor beantworten lassen kann. Das Schreiben der Methoden-Teile in den Publikationen wird durch Zitieren der Video-Publikation vereinfacht und vervielfältigt den Effekt der Publikation. Wenn die Gefahr besteht, dass mit einem Wissenschaftler wertvolle Expertise das Labor verläßt, kann eine Video-Publikation, die jeden Schritt aufzeigt, den Erfahrungs-Verlust verhindern. Auch der Autor profitiert: je verständlicher seine Methode ist, desto häufiger wird sie angewendet und umso öfter wird der Autor zitiert. Die Kommunikation direkt an der Publikation spart dem Autor zudem Zeit bei der Beantwortung von Anfragen. Durch Video Publikationen gewinnen also Leser wie Autoren. Neben diesen nüchternen Erwägungen gibt es auch sentimentale Gründe, ein Video zu drehen: wer sieht die eigene, selbst entwickelte Methode, sein Baby, nicht gerne in einem Video verewigt?
Labortricks als Videos
Ähnliche Gefühle veranlassen wohl die Autoren der
Laborjournal "Ich kenne da einen Trick"-Kolumne, ihre Tipps und Tricks an die Redaktion zu schicken.
JoVE hat begonnen, zunächst in einem Pilotversuch, mit einigen Autoren dieser Kolumne Videos zu drehen und die besten Tricks zu veröffentlichen. Sollte dies erfolgreich sein, könnte daraus eine laufende Serie von
Laborjournal-Video-Tricks entstehen. In weiteren Pilotprojekten will
JoVE Protokolle, die Grundfertigkeiten im Labor vermitteln, oder ein Repositorium von Praktikums-Versuchen ins Netz stellen. Hochschullehrer können dieses Angebot für ihre Vorlesungen nützen.
Bislang entstanden die meisten Beiträge bei JoVE auf Einladung. Inzwischen werden auch von Autoren unaufgefordert eingereichte Protokolle berücksichtigt. Für Veröffentlichungen in
JoVE gibt es Richtlinien für Autoren. Selbstverständlich veröffentlicht
JoVE neuartige, bahnbrechende Methoden. Jedoch müssen nicht alle eingereichten Methoden neu und jungfräulich sein. Ein wesentliches Kriterium für die Publikation ist der Vorteil den eine Methode durch Video-Dokumentation erhält. Komplizierte Präparationen, die es seit Jahren gibt, die aber so anspruchsvoll sind, dass nur wenige auf der Welt sie beherrschen, sind eher für
JoVE geeignet als neuartige Methoden, die nur aus Pippetiervorgängen bestehen, aber die Mehrzahl der biomedizinisch forschenden Labors interessieren. Auch Methoden, die bereits in vielen Labors etabliert wurden, können bei
JoVE publiziert werden, denn dies trägt zur Standardisierung der Methode bei. Ein Beispiel sind Verhaltensexperimente, bei denen schon kleinste Variationen in der Durchführung zu großen Schwankungen in den Resultaten führen. Wenn also eine Methode von der Video-Dokumentation profitiert und es noch kein Video-Material zu dieser Methode gibt, ist
JoVE das richtige Publikationsorgan.
Methoden-Drehbuch
Der Prozess des Einreichens verläuft ähnlich wie bei Druckzeitschriften. Zunächst registriert man sich auf der
JoVE-Website (
http://jove.com). Dort erhält man einen Vordruck mit Anweisungen, wie das schriftliche Protokoll erstellt werden soll. Es dient zwei Zwecken. Zum einen wird es zusammen mit dem Video veröffentlicht und kann Details enthalten, die im Video nicht angesprochen werden. Zum anderen dient es als Vorlage für das Drehbuch. Dazu später mehr. Im Prinzip wird das Protokoll wie der Material und Methoden-Teil eines experimentellen Manuskripts geschrieben. Es werden jedoch zwei Abstracts verlangt: Ein kurzes als Bildunterschrift unter der Videovorschau und ein längeres für die schriftliche Version. Das Protokoll enthält auch eine kurze Diskussion mit entsprechenden Referenzen am Ende. Nachdem der oder die Autoren das Protokoll eingereicht haben, findet ein erster Begutachtungsprozess statt (Editorial Review):
JoVE-Angestellte erstellen ein Drehbuch. Hier bekommen die Autoren auch die erste direkte Rückmeldung von den Editoren, sie besprechen mit ihnen den Inhalt des Videos.