Editorial

Buchbesprechung

Sigrid März




Reinhard Renneberg, Viola Berkling & Ming-fai Chow (Illustrationen):
Biotechnologie in Cartoons.

Taschenbuch: 166 Seiten
Verlag: Springer Spektrum; Auflage: 2015 (13. April 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3827420385
ISBN-13: 978-3827420381
Preis: 19,99 Euro

Nanoroo & Biola - Biotechnologie in Cartoons

Wie Mikroben das Brot schön fluffig und wie Menschen Mikroben zu Insulinproduzenten machen.


Reinhard Renneberg lebt und lehrt seit 20 Jahren an der besten Universität Asiens: der von Hongkong. Geboren ist der Biochemiker in Luppenau bei Merseburg, Sachsen-Anhalt. Foto: Viola Berkeling

Der sehr kleine, rote (wohlgemerkt, nicht grüne!) Professor Nanoroo vom Planeten ‚Nano‘ strandet mit seinem Raumschiff auf dem Balkon des königlichen Schlosses zu ‚Makro‘, einer biotechnologischen Hochburg der zukünftigen Erde, und erlebt mit dem wissenschaftlich aktiven König Alfred, dessen Teenie-Tochter Biola und dem ausgebüxten, extra-terrestrischen Studenten PicoLeo so manches Abenteuer in der Welt der Moleküle und Mikroorganismen. Diese Fantasiewelt erschuf das altgediente Autorenduo Renneberg/Berkling, das unter anderem bereits für den Klassiker Biotechnologie für Einsteiger verantwortlich zeichnet.

Kurzweilige Geschichten

Der Biochemiker und die Sprachwissenschaftlerin erklären mittels kurzweiliger Geschichten biologische Prozesse wie die mikrobiologische Gärung, die das Brot schön fluffig macht, Funktion und Struktur von Enzymen, Proteinsynthese durch Translation und Transkription sowie den Einfluss von Gentechnik auf den Menschen. Da wird das bakterielle Plasmid auch schnell mal zum trojanischen Pferd, um die Produktion menschlichen Insulins in Bakterien zu erläutern. Außerdem erfährt der Leser, dass Biosensoren nicht nur Diabetikern helfen, sondern auch Herzinfarktpatienten (den beschriebenen Schnelltest hat Renneberg übrigens nicht nur mit entwickelt, dieser rettete ihm im Jahre 2008 auch bereits das Leben).


Keine Angst – das unten besprochene Buch ist nicht auf chinesisch! Links abgebildet und weltweit exklusiv vier Seiten aus der demnächst in China herauskommenden Übersetzung von Rennebergs Biotechnologie in Cartoons.

Zu guter Letzt werden bekannte Modelle wie der Bt-Mais (der hernach speziellen Fressfeinden trotzt) oder der goldene Reis (mit einer Extraportion Provitamin A) als Beispiele für die Verquickung moderner Landwirtschaft mit der grünen Biotechnologie bemüht, wie alles zuvor ebenfalls leicht verdaulich und mit einem Augenzwinkern aufbereitet.

Den kurzen Cartoons, mit Sachkenntnis angefertigt vom chinesischen Zeichner Ming-fai Chow, folgen jeweils einige Seiten mit tiefer gehenden Erklärungen und detaillierten Skizzen. Grundbegriffe der Biotechnologie wie Protein, DNS oder Molekül werden gut verständlich erklärt. Es ist offensichtlich, dass Renneberg ein alter Hase im Verlagsgeschäft ist. Als Autor diverser Fachbücher und Kolumnen kennt er sich bestens mit der populärwissenschaftlichen Aufarbeitung komplexer Themen aus. Und das beweist er einmal mehr in seinem aktuellen Werk – das es seit Neuestem sogar auf chinesisch gibt (siehe Abbildung links!).

Allein, die Zielgruppe erschließt sich der Rezensentin nicht. Kind-gebliebene Wissenschaftler? Umfassend interessierte Laien? Lernwillige Kinder? Die zahlreichen Wiederholungen bestimmter Begriffe und Erklärungen in den Cartoons sind definitiv kindgerecht, aber bereits für ältere Schüler sind die Geschichten stellenweise zu platt. Die erklärenden Einlassungen hingegen setzen ein Verständnis biologischer Grundlagen voraus, wie sie eher in der Oberstufe vermittelt werden.




Letzte Änderungen: 02.03.2016