Editorial

Zebrabärbling

von CS (Laborjournal-Ausgabe 08, 1995)


Aquariumbesitzer schätzen ihn als vermehrungsfreudigen Zierfisch, Ökotoxikologen überprüfen mit ihm die Wasserqualität, und jetzt entdecken ihn auch die Entwicklungsbiologen: den Zebrabärbling. Bereits 1958 beschrieben Hisoaka and Battle die morphologischen Entwicklungsstadien.

Die Entwicklung des Zebrabärblings wird von Genen gesteuert, die homolog auch bei Drosophila vorkommen. Seine Züchtung ist unproblematisch. Die Biologen glauben daher im Bärbling das Modell für Wirbeltiere gefunden zu haben.

Fühlen sich die Fische in ihrem Aquarium wohl, legt das Weibchen pro Tag zwischen 100 und 150 Eier. Licht löst die Laichzeit aus, die sich also steuern läßt. Die Erfolgsquote der Befruchtung liegt bei guten Bedingungen über 90%. Die Eier sinken durch ein Sieb in eine Auffangschale und ohne das Weibchen töten zu müssen, erhalten die Forscher zahlreiche Embryonen. Die entwickeln sich in Kulturmedium bei 28,5 C.



Auch die Entwicklungszeit des Zebrabärblings ist kommod: Die Zellen eines Embryos teilen sich in den frühen Stadien ca. alle 20 Minuten und annähernd synchron. Sie können also an einem Versuchstag die Entwicklung unter dem Binokular beobachten und morphologisch beschreiben. Denn in frühen Entwicklungsstadien ist der Embryo des Zebrabärblings durchsichtig: Die Pigmentierung setzt erst im Stadium der Pharyngula, also nach 24 Stunden, ein. Sind die Forscher an einem bestimmten Entwicklungsstadium interessiert, picken sie sich die Eizellen heraus, die sich in der gewünschten Phase befinden. Über die morphologische Stadieneinteilung können sie kontrollieren, ob ihr Ergebnis reproduzierbar ist, und sie können es mit Ergebnissen anderer Forschungsgruppen vergleichen.

Die Transparenz ermöglicht es auch, Genaktivität mittels in situ-Hybridisierung nachzuweisen. Eine Farbreaktion zeigt an, ob und wo ein Gen mRNA synthetisiert.

Man sucht beim Zebrabärbling nach Regulationsgenen, wie man sie bereits von Drosophila kennt. Einen zweiten Ansatz zur Erkennung von Entwicklungsgenen bietet das Screening: Durch Bestrahlen wird der Fischsamen mutiert. Die interessanten Phänotypen werden gezüchtet und ihnen die mutierten Gene zugeordnet. Segensreich wirkt hier auch, daß viele Fische auf kleinem Raum leben können.

Die Entwicklungsbiologen haben bereits Gene gefunden, die in verschiedenen Vertebraten die gleiche Aufgabe erfüllen: Homologe Gene steuern grundlegende Prozesse der Vertebratenentwicklung,



Letzte Änderungen: 19.10.2004