Editorial

Nobelpreis für die 30-Millionen-Bäume-Mama

Die Biologie-Professorin Wangari Maathai hat heute in Oslo den Friedens-Nobelpreis entgegengenommen. Umstrittener als ihr jahrzehntelanges Umwelt-Engagement sind angebliche Äußerungen über die Herkunft des HI-Virus.

(10.12.04) Wangari Maathai, geboren 1940, erhielt als erste Afrikanerin den mit umgerechnet 1,1 Mio. Euro dotierten Friedensnobelpreis. Die promovierte Tiermedizinerin wurde mit ihrem Engagement zur Wiederbegrünung Kenias (und später ganz Afrikas) bekannt. 1977 hatte sie die Organisation "Green Belt Movement" ("Bewegung Grüner Gürtel") gegründet, die seitdem nach eigenen Angaben etwa 30 Millionen Bäume pflanzen ließ. Maathai trägt den Beinamen "Mama Mici" (Mutter der Bäume).

Kenia glich in den 70er Jahren in weiten Bereichen einer Wüste: 90 Prozent der früheren Waldfläche des Landes waren seit 1950 abgeholzt worden, in erster Linie, um Heizmaterial zu gewinnen. Trotzdem hatte sich die "Green Belt Movement" regelmäßig mit dem diktatorischen Regime des früheren kenianischen Präsidenten Daniel arap Moi auseinanderzusetzen. Maathai selbst ließ der saubere Präsident mehrmals ohne offizielle Anklage hinter Gitter stecken und misshandeln.

Von der Umwelt- zur Menschenrechts-Aktivistin

Grund dafür war vor allem, dass Maathai ihr Engagement später auch auf die Durchsetzung der Menschenrechte, eine demokratische Staatsform und die Gleichberechtigung der Frau ausgedehnt hatte. 1997 kandidierte sie für das Präsidentenamt, wurde dabei allerdings vom Moi-Regime massiv behindert. 2002 wurde Maathai dann doch ins kenianische Parlament gewählt; derzeit ist sie unter dem neuen Präsidenten Mwai Kibaki stellvertretende Umweltministerin.

Die Tiermedizinerin erhielt als erste Frau Ostafrikas einen Doktortitel in Biologie, wurde 1971 die erste Professorin für Veterinäre Anatomie und später Dekanin an der Universität von Nairobi. 1978 verbrachte die dreifache Mutter einen vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) geförderten Studienaufenthalt in Deutschland. 1980 reichte ihr Mann die Scheidung ein. Seine Begründung: Maathai sei "zu gebildet, zu stark, zu erfolgreich, zu eigensinnig und zu schwer zu kontrollieren"

Umstrittene Ansichten zu Aids und HIV?

Zur Ausbreitung der Aids-Epidemie allerdings hat Maathai eher unkonventionelle Ansichten. In westlichen Medien wurde sie mit Äußerungen zitiert, der HIV-Virus sei in US-Labors hergestellt und als Teil eines Vernichtungsfeldzuges gegen Afrika eingesetzt worden. Wie Maathai zu diesen Zitaten steht, ist unklar. Teils ist zu lesen, sie habe sie bekräftigt, anderenort heißt es, sie habe sie dementiert. Einen Teil ihres Preises will die Biologin der "Green Belt Movement" spenden.

Winfried Köppelle



Letzte Änderungen: 12.12.2004