Editorial

Haverich von DFG rehabilitiert



Der Ausschuss der DFG zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens kam am 28. April 2009 zu dem Schluss, dass im Fall Haverich kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliegt.

(30. April 2009) In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 18. Oktober 2008 war der Hannoveraner Herzchirurg Axel Haverich von dem Berliner Charité-Chirurgen Wolfgang Konertz angegriffen worden. Zitat: "Abseits der Moral stellt sich auch die Frage nach der Innovationskraft der Hannoveraner. An der Berliner Charité hat ein Team um Wolfgang Konertz schon vor Jahren mitwachsende Herzklappen entwickelt - und an Patienten getestet."

"Sie sind seit 2004 zugelassen; einige hundert Kinder haben sie bekommen", sagte Konertz, der die Jubelmeldungen aus Hannover barsch eine "Verarschung" nennt. Die Charité-Ausgründung Autotissue habe für die Herzklappen 2002 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg bekommen. "Haverich ist jetzt da, wo wir 2000 waren", sagte Konertz. Autotissue verwende inzwischen Schweine-Klappen und nicht mehr die knappen Klappen Toter. Konertz wollte dazu Einschlägiges publiziert haben.

Wegen einer Selbstanzeige von Haverich Ende Oktober 2008 überprüfte die DFG diese Vorwürfe. Der Ausschuss der DFG zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens kam am 28. April 2009 zu dem Schluss, dass im Fall Haverich kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliege. Insbesondere seien die von Konertz erhobenen Vorwürfe unbegründet. Der Ausschuss: "Im Mittelpunkt der Innovation von Professor Haverich steht die Anwendung einer dezellularisierten mitwachsenden Herzklappe bei Kindern. In keiner der von Professor Konertz genannten Veröffentlichungen legt die Charité-Gruppe klinische Daten über Erfolge bei Kindern vor. Darüber hinaus werden von Haverich humane Herzklappen verwendet, während Konertz über die Anwendung von Schweineklappen, nur bei Erwachsenen, berichtet. Somit erfährt die Innovation von Professor Haverich keine Schmälerung, und der Verdacht eines wissenschaftlichen Fehlverhaltens erweist sich als völlig haltlos."

In der Tat macht es einen Unterschied, ob die Herzklappen bei Kindern oder Erwachsenen eingebaut wurden, denn Kinderherzen wachsen schneller. Die patentrechtlichen Ansprüche wurden von dem DFG-Ausschuss allerdings nicht überprüft. Dennoch erklärte der Ausschuss, dass er "künftig einen maßvolleren und von mehr Respekt geprägten Umgang mit Innovationen und Forschungsergebnissen erwartet".

Was soll man dazu sagen?

Der Autor dieser Zeilen hatte schon im November 2008 den Eindruck (siehe Editorial vom 4.11.2008: "Weitere, anonyme Vorwürfe gegen Haverich"), dass Haverich zumindest in Teilen Unrecht getan wurde. Vielleicht sollte sich Konertz bei Haverich entschuldigen. Das Verlangen des Ausschusses nach einem von Respekt geprägten Umgang mit Forschungsergebnissen berührt im Falle von Haverich aber doch eigenartig. Vielleicht sollte sich auch Herr Haverich entschuldigen: Bei einem gewissen Bruno Luckow. Warum? Lesen Sie hier!



Hubert Rehm



Letzte Änderungen: 04.09.2009