Editorial

Raffiniert versteckte Staatskohle (II): hier geht's zu den BMBF-Fördermillionen!

In den BMBF-Förderprogrammen stecken hunderte Millionen Euro. Allerdings ist es nicht einfach, auf der Ministeriums-Homepage Antragsformulare oder Ansprechpartner zu finden. Lesen Sie, wie fördersuchende Forscher zu Gobio, Biochanceplus & Co gelangen.

(13.12.2006) Wie um alles in der Welt finden Fördergeldsuchende von der BMBF-Homepage die für sie geeigneten Programme und Informationen, haben wir uns gestern verwundert gefragt, nachdem sich der zuständige Laborjournal-Redakteur, zunehmend genervt von hochinnovativen Phrasen, hoffnungslos auf der marketingdynamisch sattsam optimierten Ministeriums-Website verirrt hatte.

Ja, der Weg zu den Biotech-Millionen ist verwinkelt und eng. Endlose Geduld und fast übersinnliche Kräfte scheint das Schavan-Ministerium als Grundausstattung eines jeden Antragstellers vorauszusetzen. Kennt man die hochinnovativen Bezeichnungen des fürs eigene Projekt passende Förderprogramms - etwa Gobio oder Biochanceplus - dann kann man googeln und landet, nun ja, zumindest im Falle von Gobio bei einem Hohensteiner Institut für Gewässerökologie, bei einem Freiburger Büro für biologische Gutachten sowie beim Fisch des Jahres 2006: der Koppe (Cottus gobio). Das hat zwar alles viel mit Biologie zu tun, aber leider rein gar nichts mit den BMBF-Millionen. Gehen Sie also lieber wie folgt vor:

Koppe? Nein danke! Hier geht's zur Förderberatung des BMBF

Sie klicken auf der linken Menüleiste der BMBF-Site (www.bmbf.de) weder auf Hightech-Strategie noch auf Forschung oder Service, sondern aufÉ bingo!, auf Ministerium !. Dort geht es dann ebenso logisch weiter, indem Sie auf Das BMBF klicken. Und dann erscheint auch schon ganz unten das Submenü Förderung. Geduld, Sie haben es fast geschafft: In der rechten Leiste finden Sie, wiederum ganz unten gut verborgen, einen Link zum Forschungszentrum Jülich, das die Förderberatung des BMBF übernommen hat und für Sie den ersten Ansprechpartner darstellt. Es hat die Postadresse Wallstraße 18 in 10179 Berlin, die Telefonnummer 0800-2623008 und die E-Mail-Adresse foerderinfo@bmbf.bund.de.

Sogar weitergehende Informationen samt einiger Ansprechpartner (vier nette Damen namens Alexandra Bender, Ursula Kotschi, Susanne Pätzold und Ina Petersen) und deren Telefonnummern sind auf der Ministeriums-Website versteckt. Sie können das Suchen einstellen, hier haben wir die dazugehörige Webadresse: http://www.foerderinfo.bmbf.de (wie zu erwarten: nach ganz unten rechts scrollen).

Abschließend noch ein paar Infos zu den beiden Förderprogrammen, die für die allermeisten Biologen und Mediziner in Frage kommen dürften. Sie heißen Biochanceplus und Gobio.

Biochanceplus

Das Programm soll helfen, junge Biotechnologie-Unternehmen zu stabilisieren (was immer das auch bedeutet). Fühlen Sie sich also instabil? Wackelt Ihre junge Firma? Dann haben Sie allen Grund, ein paar der seit 2003 dafür bereitgestellten 100 Millionen Euro Projektfördermittel zu beantragen. Weitere 150 Millionen Euro wurden übrigens von privater Seite bereitgestellt (und werden seitdem peu ‡ peu insbesondere über die Bildung von Unternehmenskooperationen und Netzwerken ausgeschüttet).

Weitere 100 Millionen Euro werden bis 2011 in die Förderung von kleinen und mittleren Biotech-Unternehmen investiert (insbesondere für die Fortsetzung von Biochanceplus). Das nennt sich dann "High-Tech-Strategie der Bundesregierung". Obacht: Vor wenigen Wochen wurde die vierte Auswahlrunde des Biochanceplus-Wettbewerbs ausgerufen. Das Forschungszentrum Jülich (sprich: die Förderberatung des BMBF) empfiehlt, Förderanträge wie bisher auch über regionale Koordinierungsstellen einzureichen (wie Sie diese Stellen finden, verraten Ihnen die netten Damen aus Jülich). Und erneut obacht: Einreichungsfrist für die Anträge ist der 31. Januar 2007!

Wie steigern Sie ihre Chancen? Priorität haben, so die Münchner regionale Koordinierungsstelle BioM, hochriskante Projekte der angewandten Forschung, die "die Technologiebasis der jungen Unternehmen verbreitern". Sollten Sie den Halbsatz nach dem Komma nicht kapieren, machen Sie sich nichts draus. Dem LJ-Redakteur geht's nicht besser. Rufen Sie doch einfach bei BioM an (Tel. 089-89 96 79-0) und lassen Sie's sich erklären. Ihr Projekt darf übrigens ein Einzelvorhaben sein, aber auch ein Verbundvorhaben mit anderen KMUs (sprich: kleinen Biotechfirmen), Hochschulen oder außeruniversitären Forschungsinstitutionen und/oder in Allianz mit Großunternehmen. Mehr dazu bei den Jülichern: www.fz-juelich.de/ptj/biochanceplus.

GO-Bio

Ein anderes BMBF-Programm namens Gobio, das in den nächsten zehn Jahren 150 Millionen Euro ausschütten wird, geht derzeit in die zweite Runde. Zielgruppe sind "gründungsbereite Forscherteams aus der Biotechnologie", die "innovative" Forschungsthemen aus den Biowissenschaften weiterentwickeln und wirtschaftlich verwerten möchten. Endziel ist dabei die Gründung einer Firma ("Vom Biowissenschaftler zum Unternehmer"). Wollen Sie baldmöglichst ran ans Geld, müssen Sie noch ein wenig schneller sein als bei Biochanceplus (s.o.): Gobio-Projektskizzen müssen bereits bis zum 15. Januar 2007 eingereicht werden.

Mehr Infos gibt es beim Pressereferat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin, Telefon 01888-575050, E-Mail: presse@bmbf.bund.de. Ach ja: Gobio soll "Gründungs-Offensive Biotechnologie" bedeuten. In der ersten Gobio-Runde haben sich 176 Personen bzw. Teams beworben. Zwölf dieser Projekte aus der biologischen und medizinischen Forschung wurden ausgewählt und erhalten in den nächsten drei Jahren zusammen rund 20 Millionen Euro.

Die Gobio-Preisträger der ersten Förderrunde

Michael Boutros (DKFZ, Heidelberg): Entwicklung von Krebsmedikamenten mithilfe kombinierter Genom- und Wirkstoff-Screening-Verfahren; Dirk Bumann (MH Hannover): Neue Antibiotika gegen resistente Krankheitserreger; Jan-Michael Heinrich (Uni Leipzig/Climecs GmbH, Berlin): Verfahren zur Isolierung von Zellen und Partikeln in Medizin und Biotechnologie; Roland Jahns (Uni Würzburg): Therapie- und Diagnoseverfahren zur Behandlung autoimmunbedingter Herzschwäche; Joe Lewis (EMBL, Heidelberg): Entwicklung von Krebsmedikamenten auf der Basis von hocheffektiven kleinen Molekülen; Raquel Martin (MPI für Metallforschung, Stuttgart): Nanobiotechnologischer Ansatz zur Herstellung von biofunktionalen Oberflächen für medizinische Produkte;

...und die nächsten sechs

Carsten Mehring (Uni Freiburg): Neuroprothese zur Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit gelähmter Menschen; Ugur Sahin (Uni Mainz): Impfstoffe gegen Krebserkrankungen; Dorothea Siegel-Axel (Uniklinik Tübingen): Therapieansatz zur vorbeugenden Behandlung atherosklerotischer Erkrankungen; Igor Tetko (GSF, Neuherberg): Bioinformatische Methoden zur Optimierung der Arzneimittelforschung; Erich Wanker (MDC, Berlin): Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Chorea Huntington und Alzheimer; Michael Weyand (MPI für molekulare Physiologie, Dortmund): Entwicklung von Wirkstoffen für den Pflanzenschutz.

Vielleicht sind ja Sie in der kommenden Liste des Jahres 2007 vertreten? Wir wünschen es Ihnen!

Winfried Köppelle



Letzte Änderungen: 14.12.2006