Editorial

Raffiniert versteckte Staatskohle (I): Wie kommt man an die Millionen?

Das Bundesbildungsministerium schenkt Forschern und Gründern auch 2007 viel Fördergeld. Allerdings muss der Förderwillige eine hohe Resistenz gegen sinnentleertes Marketinggeschwätz mitbringen. Zudem sind die Millionen raffiniert versteckt.

(10.12.2006) Das BMBF hat einen Ruf zu verlieren: den für die geistreichsten Bezeichnungen für die hauseigenen Förderprogramme. Ein paar Kostproben? Gerne: Die "EXIST-SEED-Maßnahme" zur "Förderung individueller Gründungsvorhaben" konkurriert da kräftig mit der "ressortübergreifend gebündelten Nanoinitiative 2010" und dem Wettbewerb "Wirtschaft trifft Wissenschaft", der "regionale Anker für Innovation" hervorbringen soll.

Regionale Anker und initiative Bündel

Gebündelte Initiative? Regionale Anker? Es kommt noch besser, etwa bei der BMBF-eigenen Beschreibung der "Innovationsoffensive InnoProfile". Diese soll laut BMBF "modellhaft neue Wege beschreiten, zur Optimierung der öffentlich finanzierten Forschung mit Unternehmen, die das wirtschaftliche Kompetenzprofil ihrer Region prägen". Auch wenn kein Mensch versteht, was das genau bedeuten soll, hört man's doch kräftig clustern im Land, bei den zahllosen "Clusterwettbewerben", "Hightech-Strategien" und "Kompetenzoffensiven", die das BMBF fast schon im Wochenturnus ausruft.

Man ist ja einiges gewohnt

Zum Glück ist man als deutscher Naturwissenschaftler einiges gewohnt, und wer täglich mit dem akademischen Verwaltungssumpf ringt, für den dürfte es auch kein Problem darstellen, den tieferen Unsinn der BMBF-Formulierungen zu ignorieren. Immerhin schüttet das Schavan-Ministerium auch 2007 wieder viele Millionen Euro aus, und deren letztliche Bestimmung - die Förderung von Forschung und Gründertum - soll hier auch gar nicht kritisiert werden. Wie aber kommt der Förderung Suchende an das liebe Geld?

Wie kommt man an das liebe Geld?

Das ist eine berechtigte Frage, mit der der Fördergeldsuchende auf der Ministeriums-Homepage zunächst allein gelassen wird. Sie dürfen es gerne ausprobieren: Surfen Sie doch mal bei Frau Schavan vorbei, die Webadresse lautet www.bmbf.de. Im schicken Jackett lächelt Ihnen da die Erziehungswissenschaftlerin aus Baden-Württemberg zu und verbreitet sich begeistert über zündende Ideen, starke Motoren und forscherische Spitzenleistungen.

Erfolgreich verborgen zwischen allerlei Nebelkerzen

Spitzenleistungen und Ideen, eine gute Idee. Eine Spitzenleistung wäre es ganz bestimmt, die Informationen zu den hauseigenen Förderprogrammen nicht derartig raffiniert zu verstecken wie es Frau Schavans Mitarbeiter sehr erfolgreich tun. Oder urteilt hier ein inzwischen zu weit vom Fach entfernter Redakteur zu hart? Machen Sie die Probe aufs Exempel: Über welchen der folgenden neun Menüpunkte auf www.bmbf.de, säuberlich links auf der Ministeriums-Site aufgelistet, gelangt man über diverse weitere Submenüs schließlich zu den Förderprogrammen des BMBF?

Wo bitte geht's zu den Förderprogramm-Infos des BMBF?

Sie dürfen es gerne mehrmals versuchen. Führt der Weg über das Menü Hightech-Strategie? Oder über Bildung? Über die Forschung? Oder über Wissenschaft? (Wo ist da eigentlich der Unterschied?). Müssen Sie gar über Internationales gehen? Oder erst zum Ministerium surfen? Sollten Sie zum Menü Presse klicken? Oder es besser beim BMBF-Service versuchen? Oder gar beim Bürgertelefon anklingeln? Na?

Dem Ersten, der sich auf Anhieb(!) richtig zu den BMBF-Förderprogrammen durchgeklickt hat, schenken wir exklusive Kickerspiele in der Freiburger Laborjournal-Redaktion. Er darf im Redaktionsvorraum nacheinander gegen alle Redakteure antreten und bekommt für jedes gewonnene Spiel einen Laborjournal-Rucksack geschenkt. Darin kann er dann die Fördermillionen vom BMBF wegtragen.

Also: Klicken Sie los! Aber Vorsicht: Nur der Erste, der auf direktem(!) Weg und ohne Vorwissen zur Förder-Site gelangt ist, ist auch gewinnberechtigt! Mogeln gilt nicht. Überlegen Sie es sich also gut, über welches der oben genannten Anfangsmenüs Sie gehen wollen! Und bedenken Sie: das vermeintlich Naheliegende ist manchmal nicht der beste/schnellste Weg...

P.S.: Morgen lesen Sie an dieser Stelle die Auflösung dieses kleinen BMBF-Förderrätsels sowie von uns aufbereitete Infos zu zwei BMBF-Förderprogrammen, die speziell Bio(techno)logen ansprechen sollen.

P.P.S.: Heißt der Genitiv des BMBF nun "BMBF" oder "BMBFs"? Meister Sick, bitte melden!

Winfried Köppelle



Letzte Änderungen: 11.12.2006