Editorial

I had a dream

(11.7.17) Unsere (andere) TA hat skurrile Nachtträume von Forscherhirnen gesammelt – und berichtet unter anderem von Studenten-jagenden Dinos, Lammbraten im Autoklaven, entfesselten Rotoren und als Blumen getarnten Bakterien.
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Vorsichtig schiebe ich den Lammbraten in den Autoklaven und starte ihn. Durch die Frontglasscheibe beobachte ich, wie die Bratensoße im Bratschlauch allmählich zu kochen beginnt. Da erfasst mich Panik. 120°C ist doch viel zu hoch für Lammfleisch… Der Braten wird verderben… Aaah!

In diesem Moment wachte ich auf.

Das war mein bislang spektakulärster, obgleich kulinarisch nicht sehr fundierter Labortraum. Leider fand ich danach unter dem Begriff „Lammbraten“ keinen Eintrag im Traumlexikon, und die tiefere Traumbedeutung eines Autoklaven wurde dort unbegreiflicherweise auch nicht offenbart.

Vielleicht resultierte diese nächtliche Vision jedoch aus meiner zeitgleichen Verifizierung des Klischees, im Labor tätige Menschen wären allesamt hervorragende Köche… Dazu nächstes Mal mehr.

Editorial

Da die Handlung eines einzelnen Traumes nicht kolumnenfüllend war, ich aber gleichzeitig unbändige Lust auf das Verfassen eines Textes zu diesem Thema hatte, befragte ich kurzentschlossen meine Kollegen nach ähnlichen, von der Arbeit im Labor inspirierten Träumen.

Am Ende erwies sich dies als Langzeitstudie, da meine Kollegen entweder gar nicht vom Laboralltag träumen – oder die entsprechenden Träume lieber für sich behalten wollen. Weshalb ich schließlich die Themenvorgabe auf „Arbeit und Studium“ erweiterte.

Dennoch brauchte dieser Text auch auf diese Weise ein ganzes Jahr bis zu seiner Vollendung. Immerhin jedoch gestattet das Ergebnis jetzt hochinteressante Einblicke in die mentale, nächtliche Aktivität von Forscherhirnen.

Hier also die TOP 5 unserer skurrilsten Laborträume:

# Platz 5:

Unsere Bachelorstudentin fährt vor Schreck aus dem Schlaf hoch, als sie träumt, alle ihre Cyanobakterien-Platten wären dicht mit einem pelzigen, weißen Pilz bewachsen.

# Platz 4:

Eine Doktorandin entdeckt beim Spazierengehen ein Blumenfeld mit wunderschönen, gelb blühenden Blumen. Als sie ihre Nase hineinsteckt, stellt sie fest, dass die Blüten aus Pseudomonaden bestehen ( – über die sie zur gleichen Zeit im Wachzustand ihre Bachelorarbeit schrieb).

# Platz 3:

Zwecks Auffüllung ihrer 250ml-Tischflaschen stellt unsere Masterstudentin zwei zweieinhalb Liter fassende und entsprechend teure Ethanol- und Isopropanol-Vorratsflaschen der Qualität „Reiner geht´s gar nicht mehr“ unter den Abzug. Dann verlässt sie vor dem Umfüllen noch einmal ganz kurz das Labor. Bei ihrer Rückkehr sind beide Flaschen verschwunden.

# Platz 2 (stammt von derselben Kollegin wie der Blumentraum):

An einer Universität in Hamburg gellt im Foyer der Feueralarm los. Alle denken: Kein Rauch, kein Feuer, kein Problem. Es ist aber kein Feuer- sondern Saurieralarm, denn ein T. rex befindet sich im Gebäude auf der Jagd nach Beute. Die Kollegin und ein paar Studenten verstecken sich in der Mensa unter dem Buffettisch.

# Platz 1 (ist eine bezaubernde Interpretation des Motivs der Unwuchtparanoia):

Die Kollegin hatte am Abend zuvor eine Ultrazentrifugation gestartet und kommt am nächsten Morgen zur Arbeit.  Schon von weitem sieht sie an „passender“ Stelle ein Loch in der Hauswand. Sie dreht auf der Stelle um, geht nach Hause, packt ihre Koffer und schreibt als Abschiedsmail an unseren Professor:

„Ich bin dann mal weg.

P.S.: War keine Absicht!“

Was den von mir geträumten Lammbraten-im-Autoklaven-Traum angeht, der ist authentisch. Für die mir berichteten Träume übernehme ich allerdings keine Garantie. Hoffen wir, dass es sich, außer bei dem Traum auf Platz 3, nicht um Wahrträume handelt.

Maike Ruprecht



Letzte Änderungen: 14.09.2017