Editorial

Warum heißt Ihre Firma eigentlich Yumab, Herr Dübel?

(30.3.17) Rede und Antwort steht Stefan Dübel, Leiter des Instituts für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik an der TU Braunschweig.
editorial_bild

Stefan Dübel
© W. Köppelle

Herr Dübel, ich treffe Sie heute an der Uni an und nicht bei Yumab.

Stefan Dübel: Ja, ich selbst bin nicht mehr operativ tätig, ich bin ja nur Gründer. Ich habe meine Professur nicht aufgegeben und bleibe an der Uni. Aber der allergrößte Teil der Mitarbeiter der Yumab sind ehemalige Studierende, sogar zwei Auszubildende, die wir übernehmen konnten. Das ist quasi ein Alternativprogramm zur schwindenden Drittmittelförderung. So haben wir vielen Mitarbeitern die Möglichkeit der Weiterbeschäftigung gegeben, auf der gleichen Sache, aber nun im Rahmen der Firma.

Ihre Arbeitsgruppe ist also nach wie vor eng verwoben mit Yumab?

Dübel: Natürlich. Wir profitieren auch viel von der Technologie, die in so einer Firma nun einmal sehr viel rasanter entwickelt werden kann als an einer Universität mit ihren Rahmenbedingungen.

Editorial

Welche Rahmenbedingungen meinen Sie da?

Dübel: Naja, im Prinzip muss man an der Uni erst einmal einen Antrag schreiben, dann dauert's ein Dreivierteljahr, dann wird der nicht genehmigt. So ist schnell ein Jahr um. Und in einer Firma macht man es einfach. [Lacht]

Was genau macht denn Ihre Firma überhaupt?

Dübel: Die Firma ist im 'Antibody Engineering' tätig, sprich die Entdeckung neuer menschlicher Antikörper für therapeutische Zwecke. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die in der Vergangenheit ja auch bereits Antikörper mit klassischen Methoden gemacht haben, machen wir sozusagen 'natürliche' Antikörper. Jede Antikörperkette, die bei uns für eine spätere Therapie identifiziert wird, war schon einmal in einem Menschen. Denn die Basis stammt aus humanen B-Zellen. Dadurch rechnen wir später bei unseren Antikörpern mit weniger Problemen gegenüber zum Beispiel synthetischen Antikörpern oder welchen, die aus der Maus kommen.

In diesem Zusammenhang steht auch der Begriff 'Phage Display', also die Exposition verschiedenster humaner Antikörperfragmente auf Bakteriophagen. Mit deren Hilfe können dann spezifische Binder – sprich Antikörper – für definierte Zielmoleküle gesucht werden.

Dübel: Genau. Das ist eine Methode, die ich vor vielen Jahren mit erfunden habe. Yumab hat nun den Teil übernommen, den Prozess wirklich robust und schnell zu machen. Für bestimmte Antigene garantieren wir unseren Kunden, dass sie ihren menschlichen monoklonalen Antikörper in sechs Wochen haben.

Wer sind denn Ihre Kunden?

Dübel: Typische Kunden sind Anwender von menschlichen monoklonalen Antikörpern, also typischerweise Biotech- und Pharmaunternehmen, die therapeutische Antikörper entwickeln wollen. Wir haben beispielsweise eine Kooperation mit Merck. Es sind aber auch andere Pharmaunternehmen, die wir nicht nennen dürfen. Die Antikörper selbst werden dann unter dem Namen der Kunden hergestellt, weiter entwickelt und vertrieben. Einige Antikörper sind sogar bereits in präklinischen Studien.

Das heißt, Sie finanzieren sich primär durch Auftragsarbeiten?

Dübel: Genau. Wir sind ein Dienstleister für die Biotech- und Pharmaindustrie. Wir kommen ohne Venture-Finanzierung aus und haben bereits ab dem zweiten Jahr schwarze Zahlen geschrieben. Wir finanzieren uns ausschließlich über die Kundenaufträge.

Kommen wir zum Firmennamen, Yumab. Wie ist der entstanden?

Dübel: Das ist recht einfach. Die Idee, einen Antikörper mit einem Y zu symbolisieren, ist natürlich naheliegend. Gleichzeitig wollten wir uns von dem geläufigen englischen Fachbegriff für monoklonale Antikörper aus dem Menschen, also human monoclonal antibodies – kurz HUMAB – abgrenzen. Also haben wir das H durch ein Y ersetzt. Phonetisch ist das identisch. Und drittens wollen wir unseren Kunden noch sagen: wir machen Antikörper 'for you' [Lacht].

Drei Bedeutungen auf einmal, das ist ja wie ein Überraschungsei. Haben Sie sich das selbst ausgedacht?

Dübel: Ja. Wir Gründer haben das eine Stunde diskutiert und dann war das fertig. Auf solche Sachen darf man keine Zeit verschwenden. Man muss sich für die wichtigen Dinge Zeit nehmen, wo die Kunden sind, zum Beispiel, und wo das Geld herkommt. Und man ist schnell sehr viel Geld los, wenn man diese Dinge beauftragt. Auch unser Logo haben wir selbst entwickelt. Das ist etwas, was ich jedem Gründer mitgebe: Mach so etwas lieber selbst. Dann wird’s besser, als wenn man es erst jemandem erklären muss.

Nach mehr als vier Jahren Yumab, gibt es einen Schlüsselmoment, an den Sie sich besonders gut erinnern?

Dübel: Eigentlich nicht. Es geht immer 'rauf und 'runter. Ich war aber zum Beispiel überrascht, als unser Geschäftsführer Thomas Schirrmann kam und sagte: 'Wir haben noch drei Leute eingestellt.' Die Wachstumsraten der Yumab in den letzten Jahren waren ganz gut, und es hat mich überrascht, wie schnell alles geht. Ich denke, das hat uns alle ein bisschen überrascht. Unsere Kunden sitzen in Kanada, USA, Singapur, weltweit. Und das, obwohl wir noch nicht eine einzige Anzeige geschaltet haben. Das ist schon erstaunlich.

Die Fragen stellte Sigrid März

Steckbrief der Yumab GmbH:

Gründung: Dezember 2012

Sitz: Braunschweig

Mitarbeiter: 17

Produkt: Maßgeschneiderte humane Antikörper auf Kundenwunsch


Für mehr Details zur Firma und zur Technik lesen Sie am besten das Yumab-Firmenportrait in Laborjournal 10/2015 (Seite 58-60).



Letzte Änderungen: 27.04.2017